Der TSV Wennigsen hat seit fast einem Jahr keinen Vorsitzenden mehr – und jetzt auch noch zwei Übungsleiterinnen weniger. Dem Eltern-Kind-Turnen mit 90 Mädchen und Jungen droht deshalb das Aus.
Von Ingo Rodriguez, HAZ
Der TSV Wennigsen leidet zunehmend unter schwindendem ehrenamtlichen Engagement. Im größtem Verein der Gemeinde gibt es schon seit fast einem Jahr keinen Vorsitzenden mehr, sondern notgedrungen nur einen geschäftsführenden Vorstand. Zu allem Überfluss wird jetzt auch noch dringend eine neue Betreuung für das beliebte Eltern-Kind-Turnen gesucht. Weil zwei Übungsleiterinnen ausscheiden, droht drei Gruppen mit insgesamt 90 Kindern das Aus.
Nach einer mühevollen, aber wenig erfolgreichen Suche startet der Verein einen großen Aufruf. „Wir brauchen möglichst bis nach den Sommerferien, etwa Mitte August, eine Lösung“, sagt Daniel Hüsken, Leiter der Turnsparte. Gesucht würden ein bis drei Personen, die an jedem Montag von 15 bis 18 Uhr das Eltern-Kind-Turnen in der Sporthalle Im Lindenfelde betreuen. Die Gruppen mit insgesamt 90 Jungen und Mädchen sind auf drei jeweils 45-minütige Einheiten verteilt.
Hüsken beschreibt die Aufgaben: „Aufbau von Bewegungslandschaften, das Anleiten von Bewegungsspielen und Liedern, das Unterstützen der Kinder beim Ausprobieren der Geräte.“ Grundsätzlich sei das Anforderungsprofil keine große Hürde. „Wir suchen sportbegeisterte Personen, die Freude am Umgang mit Kindern und deren Eltern haben“, sagt der Spartenleiter. Mindestens zwei seien für den Geräteaufbau erforderlich. „Allein geht das nicht“, so Hüsken.
Suche läuft seit eineinhalb Jahren
Auch die bisherigen Übungsleiterinnen Isabell Spielmann und Sabrina Hoppmann beteiligen sich an der Suche nach einer Nachfolge. Beide haben das Eltern-Kind-Turnen vier Jahre lang gemeinsam geleitet, müssen die Aufgaben aber jetzt aus beruflichen und privaten Gründen abgeben. „Das haben wir schon vor gut eineinhalb Jahren angekündigt“, sagt die 36-jährige Spielmann. Sie ist seit ihrer frühen Kindheit Mitglied des TSV Wennigsen und der Turnsparte. Allein dieser Abteilung des Vereins gehören rund 480 Mitglieder an.
Der Spartenleiter beschreibt die bislang wirkungslosen Werbemaßnahmen: „Wir haben Flyer in Kitas, Schulen und Sporthallen aufgehängt.“ Die Suche nach einer neuen Übungsleitung werde auch auf der Internetseite des Vereins verbreitet sowie in sozialen Netzwerken wie Facebook und Instagram. „Wir haben sogar in einem Onlinetrainerportal eine Anzeige geschaltet“, berichtet Hüsken.
Bislang nur zögerliches Interesse
Die bisherige Übungsleiterin Spielmann berichtet immerhin von zaghaften Interessenbekundungen in einer Whatsapp-Gruppe des Eltern-Kind-Turnens. „Einige Eltern haben zumindest berichtet, dass sie sich ihre Unterstützung vorstellen könnten.“ Meist scheuen sich aber demnach viele, die Aufgabe allein zu übernehmen.
Eine gute Nachricht gibt es immerhin: „Eine geeignete Person würde für kurze Zeit als Anleiterin einspringen, um die künftige Übungsleitung einzuführen und einzuweisen“, berichtet Spartenleiter Hüsken. Und einen kleinen finanziellen Anreiz gibt es auch. „In einem Übungsleitervertrag ist eine Vergütung in Höhe von 15 Euro pro Stunde geregelt.“ Mit einer Übungsleiterbescheinigung sei die Vergütung steigerungsfähig.
Auf Meldungen per E-Mail an turnen@tsv-wennigsen.de hofft auch TSV-Pressewart Matthias Fetköther, der dem geschäftsführenden Vorstand angehört. „Es wird immer schwieriger, jemanden für ein Ehrenamt oder einen Übungsleiterposten zu finden“, berichtet Fetköther. Meistens werde eine berufliche Auslastung als Grund genannt. „Ohne freiwilliges Engagement funktioniert aber ein Verein nicht“, so der Pressewart.
Auch Suche nach Vorsitzendem dauert an
Dieser Trend hat auch dazu geführt, dass der Verein seit dem Abschied des langjährigen Vorsitzenden Jürgen Stegen notgedrungen von einem geschäftsführenden Vorstand geleitet wird. Den Vereinsvorsitz will immer noch niemand übernehmen. Deshalb werden seit November 2024 die Aufgaben auf mehrere Schultern verteilt. Zum Führungsgremium zählen auch der stellvertretende Vorsitzende Reinhard Narten und alle Spartenleitungen.
Diese Aufgabenverteilung sei keine Dauerlösung, aber laut Vereinsrecht möglich, sagt Pressewart Fetköther. Er verweist ebenfalls auf eine bereits lange Suche. Der langjährige Vorsitzende Stegen habe schließlich schon vor gut drei Jahren seinen bevorstehenden Rückzug angekündigt. „Bislang ist die Suche einer Nachfolgelösung gescheitert, aber wir sind weiterhin mit möglichen Kandidatinnen und Kandidaten in Gesprächen“, berichtet Fetköther.
Mehr freiwilliges Engagement würde dem TSV Wennigsen guttun: Mit zurzeit 1344 Mitgliedern gehört der TSV zu den größten Vereinen der Region. In fünf Sparten werden Fußball, Handball und Tennis gespielt, wird geturnt und getanzt. Insbesondere das Neubaugebiet Caleidis mit vielen jungen Familien bescherte dem Sportverein noch einen Schub. Für einige Angebote gibt es aber auch aufgrund fehlender Übungsleitungen Wartelisten für Neuaufnahmen.
