50 Jahre Frauenfußball- Pionierverein am Deister-

o.l.: Karin Hübner, Petra Pätzold, Maritta Lattenkamp, Heidi Grunwald, Gertrud Reinhold, Ulla Trunk, Silvia Papert und Rosi Nötzig.                   u.l.: Ilsa Rabbe, Christa Stegen, Sigrid Strietzel, Ulla Wohlfahrt und Angelika Grimpe.

Text: Reiner Hennies

Von den Anfängen des Frauenfußballs beim TSV Wennigsen

Der TSV Wennigsen gehört zu den Pionieren des Frauenfußballs am Deister. „Ich habe die Protokolle der Fußballspartenvorstandsitzungen von 1969 und 1970 durchgesehen. Dabei habe ich festgestellt, dass es die erste Eintragung am 16. Oktober 1970 gibt“, sagt Jürgen Stegen als Vorsitzender des Vereins. Die Wennigser Fußballerinnen waren also von Beginn an am Start, als der DFB am 31. Oktober 1970 grünes Licht gegeben hatte. Allerorten entstanden damals in Deutschland Frauenteams.

Aufbruchstimmung auch in Wennigsen. „Frau Rabbe sagte mir, dass in ihrem Ordner über die Damen steht, dass das Training und die Freundschaftsspiele schon 1969 losgegangen sind“, so Vereinsboss Stegen. Also bei Ilsa Rabbe nachgeforscht. Sie war eine Spielerin der ersten Stunde im TSV und somit geeignete Chronistin wie auch ihre Nichte Maritta Lattenkamp.
„Die jungen Mädels wollten Fußball spielen und haben das einfach getan“, erinnert sich Ilsa Rabbe. „Ich selbst wollte eigentlich gar nicht.“ Das Feuer begann erst langsam zu glühen. „Ausschlaggebend waren die enge Verbindung zu Maritta und mein Mann. Der war Fußballer und hat mich immer wieder animiert: ,Mensch mach doch mit.’ Also bin ich auch mit zum Training gegangen. Auf dem Sportplatz waren wir ja sowieso schon immer. Als schon etwas ältere Frau wurde ich Torwart.“

1971 gab es auf Kreisebene die ersten Punktspiele. In den damaligen neun NFV-Bezirken existierten immer- hin schon 146 Frauen- und 52 Mädchenteams. Im Frühjahr 1971 trat Wennigsen beim Hallenturnier des FC Burgwedel an und gewann dieses Turnier nach einem 1:1 im Finale per Siebenmeterschießen über den favorisierten TSV Burgdorf, damals das Nonplusultra in der Region.
Die Saison wurde in zwei Staffeln ausgetragen. Staffel 1 ging an den VfV Hainholz aus Hannover vor TSV Wennigsen und Kleeblatt Stöcken aus Hannover. In Staffel 2 hieß es Arminia Hannover vor Jahn Lindhorst und Borussia Hannover. Im Spiel um Platz drei besiegte Wennigsen dann daheim Jahn Lindhorst und stieg in die Bezirksliga auf.
Es ging weiter Schlag auf Schlag: 1972 startete die erste Niedersachsenmeisterschaft der Frauen, 1974 sogar schon die erste deutsche Meisterschaft. Zu dem Zeitpunkt stand Wennigsen im Halbfinale um den Niedersachsenpokal. Ein Jahr später war der TSV sportlich in die Verbandsliga aufgestiegen, verzichtete aber aufgrund der weiten Fahrten. Zu teuer wäre das geworden.

1972 war auch der Fußballbeginn für Christa Stegen. Mit 14 Jahren durfte sie altersbedingt endlich mitspielen. „Mein Bruder hat mich immer mitgenommen. Wenn es möglich gewesen wäre, hätte ich gerne schon früher gekickt“, erinnert sie sich. Und ganz besonders an ihr erstes Spiel. „Wir haben in Langenhagen mit 2:0 gewonnen.“ Bis 1985, dem Jahr der Geburt des ersten Kindes, war Stegen aktiv, zuletzt in Leveste.

„Toll war auch unser Pokalerfolg über Arminia Hannover. Die waren damals so etwas wie Bayern München. Aber wir haben trotzdem 1:0 gewonnen. Schützin war Angelika Grimpe.“ Ja – schlecht waren die Wennigserinnen nicht. Und beliebt waren sie offenbar auch. „Warum, weiß ich nicht. Wir wollten einfach nur Fußball spielen. Sehr viele sportliche Alternativen gab es auf dem Dorfe ja nicht. Vielleicht noch Handball. Aber wir waren damals froh, dass Fußball möglich wurde.“ Christa Stegen erinnert sich gerne an die Trainer der Anfangsjahre wie Günter Papert, Manfred Nötzig, Gerd Röver und ihren Bruder, den heutigen Vereinsboss Jürgen Stegen.

Bis 1978 ging alles gut im TSV. Nachwuchsprobleme besiegelten dann aber das Aus, bis es mehrere Jahre später zur Neugründung kam. Dieses mal mit Christa Stegen, die den letzten Spielball mit allen Unterschriften besitzt, als Betreuerin und Nina Tönnies als Trainerin. Heute glimmt Frauenfußball in Wennigsen auf Kreisebene und in Spielgemeinschaft. Bredenbeck, Holtensen, Kirchdorf und Wennigsen bilden die FSG Deister, trainiert von Stefan Zander. Mädchen- Nachwuchs gibt es nicht. „Das finde ich schade. Beim Fußball geht es ja mitunter ziemlich zur Sache. Das liegt nicht jedem Mädchen“, meint die mittlerweile 80 Jahre alte Ilsa Rabbe. „Für uns jedenfalls war das eine wunderschöne Zeit, die wir nie vergessen werden.

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