Dritte schlägt Tabellenführer!

Nachdem man im Vorfeld der Partie via Facebook gegen den Tabellenführer stichelte, ließ man am Mittwochabend zum letzten Spiel vor der Winterpause seinen großen Worten Taten folgen. Die dritte Herren spielte sich vor zahlreichen Wennigser Schlachtenbummlern in einen Rausch und besiegte den Tabellenführer aus Gehrden mit 5:3 auf deren Kunstrasenplatz. Ein unvergesslicher Abend, der fünfte Sieg in Folge und zwischenzeitlich Platz 4. Der perfekte Abschluss einer turbulenten Hinserie…

Gehrden – Es war nasskalt, der Wind peitschte und sowohl für Spieler als auch für die Zuschauer hätten die Rahmenbedingungen am besagten Mittwochabend kaum unangenehmer sein können. Es war arschkalt am Kunstrasenplatz in Gehrden, da half auch nicht die einheizende Musik der Hausherren vor Spielbeginn. Trotzdem stand für die 3. herren das letzte Spiel vor der Winterpause bevor und man hatte nichts zu verlieren. Beim Tabellenführer aus Gehrden war man klarer Außenseiter, doch Trainer Wasner folgte dem Motto „wer nicht wagt, der nicht gewinnt“ und testete erstmals eine Art Viererkette in der Dritten. Ob das gut gehen sollte?

Nun ja, betrachtete der aufmerksame Zuschauer den Spielverlauf, war früh klar, dass die Wennigser Jungs sich nicht hinten rein stellen und sich in einem einzigen Verteidigungskampf aufopfern wollten. Stattdessen spielte man mit offenem Visier und so war es auch den Gästen vergönnt, erstmals für „Torgefahr“ zu sorgen. Innerhalb der ersten Viertelstunde konnte man schon mehr Torschüsse als im gesamten Spiel gegen Empelde II verbuchen, wenngleich die Bälle eher weit am Tor vorbei oder gar über den Hintertorzaun gingen. Auf der anderen Seite wusste man, dass auch die Gastgeber gefährlich werden können und so sah die eigene Defensive am Anfang noch nicht wirklich sattelfest aus. Umso ärgerlicher, dass nach 18 gespielten Minuten die Passivität nach einem Eckball Gehrdens bestraft wurde und Tim-Oliver Brunotte den Ball zum 1:0 versenken konnte.

Daraufhin gewann die in blau spielenden Gastgeber mehr und mehr Oberwasser, sie entschieden die Zweikämpfe für sich und nach einem Konter, in dem Gehrdens Eike Schröder allein auf Tom Lutter zulief, konnte man sich bei Letzterem bedanken, dass er das 0.2 aus Sicht des TSV verhinderte. Doch die schwache Zweikampfquote im Mittelfeld machte sich erneut bemerkbar, als David-Raphael Frucht in der 27. Spielminute das 2:0 für Gehrden erzielte und der Spielfluss zuvor nicht unterbunden wurde. Quo vadis Wennigsen? War die Viererkette vielleicht doch etwas zu gewagt und sollte sich das jetzt rächen?

Mitnichten. Denn obwohl man 0:2 beim Tabellenführer zurücklag, zeigte die Mannschaft eine hervorragende Moral. Nach einem perfekten Zuspiel von Kevin Kurzweil brauchte Domenik Hitzschke in der Mitte nur den Fuß hinhalten, verfehlte das Tor jedoch denkbar knapp. Man spielte weiterhin mutig nach vorne und nach einer starken Einzelaktion sorgte Nils Tönnies kurz vor dem Halbzeittee für den verdienten 1:2-Anschlusstreffer (44.).

In der Halbzeitansprache brachten Trainer Wasner und sein Co-Trainer Adrian Stegen kurz und präzise etwaige Fehler auf den Punkt und forderten für den Durchgang zwei mehr Leidenschaft und Biss in den Zweikämpfen, was die Jungs bestens umsetzen sollten. Außerdem beflügelte das Spiel der Gäste der Umstand, dass man jetzt mit Rückenwind spielen sollte. Das zeigte sich auch bei einem Freistoß Nils Hoefeners, der den Ball von Höhe der Mittellinie in den gegnerischen Strafraum schlug. Der Ball wurde länger und länger und… auch Gehrdens Torwart Patrick Vinson schien irritiert von der Flugbahn, schaffte er es nicht, den Ball zu entschärfen. Der Ball segelte ins Netz und plötzlich stand es 2:2.

Die Gäste aus Wennigsen hatten jetzt Blut geleckt und es folgten die vermeintlich besten 15 Minuten der kompletten Hinserie. Hervorragend kombinierend erspielten sich die Gäste aus Wennigsen eine Offensivaktion nach der anderen. Sie setzten Gehrden am eigenen Sechzehner unter Druck und der Spitzenreiter war sichtlich überfordert mit der Gesamtsituation, den 2:0-Vorsprung relativ leichtfertig wieder verspielt zu haben. So zeigte sich die geballte Erfahrung Wennigsens auf den 6er-Positionen gnadenlos. Nach einer Zuckerflanke von Felix Vogel stand Steffen Imbke im Strafraum in der Luft wie einst Karl-Heinz Riedle und nickt den Ball entgegen der Laufrichtung Vinsons zum 3:2 für Wennigsen ein (57.).

Nur zwei Minuten später eroberte der überragende Nils Pape im Mittelfeld den Ball, ließ zwei Gehrdener Gegenspieler wie Fahnenstangen stehen und fasste sich aus fast 25 Metern von der halbrechten Seite ein Herz. Noch bevor der Ball im linken Dreieck einschlug, bildete sich auf dem Kunstrasen eine riesige Jubeltraube aus Wennigsen. Was für ein Traumtor in der 4. Kreisklasse!!! Die Gäste aus Wennigsen verwandelten das Auswärtsspiel nicht zuletzt dank der Wennigser A-Junioren und weiteren mitgereisten Schlachtenbummlern in eine Heimspiel mit grandioser, euphorischer Stimmung. Was für ein Fest zum Abschluss der Hinrunde! Trainer Wasner und sein Co Adrian Stegen trauten ihren Augen kaum. Schien auch Anna-Lena aus Gehrden zu beeindrucken, die in der ersten Halbzeit auf Fussball.de einen Liveticker anbot, der zur zweiten Hälfte aber nicht fortgeführt wurde. Woran das bloß lag?

In der Folge setzte man die Hausherren weiter unter Druck und die junge Gehrdener Mannschaft zeigte sich ob der Wennigser Stärke beeindruckt, sodass fast nichts gelingen sollte und man quasi in der eigenen Hälfte eingeschnürt war. Zeit für Trainer Wasner, den lautstark geforderten Jannik Petrich für Kapitän Steffen Imbke aufs Feld zu schicken. Des Weiteren kam Ali Azimi, der Matchwinner vom Sonntag, für Domenik Hitzschke. Gleich die ersten Zweikämpfe konnte Petrich für sich entscheiden und er fügte sich nahtlos in die 6er-Reihe ein.

Doch Gehrden gab sich nicht auf und kam noch zu zwei Chancen. Einmal war es eine Kombination über deren linke Außenbahn, in dessen Folge man von Glück reden konnte, dass sie im Abschluss auch zu unpräzise waren. Und es folgte ein schöner Spielzug durch die Mitte, wo Tom Lutter als letzter in der Kette Gehrdens Stürmer zu Fall brachte, was der Schiedsrichter René Stünkel folgerichtig als Strafstoß bewertete. Der gefoulte Eike Schröder trat selbst an und verwandelte platziert unten links (69.). Konnte Gehrden das Spiel noch einmal drehen? Und würden die Wennigser dem Druck der Hausherren standhalten?

Die Gäste aus Wennigsen hatten in der Folge wieder mehr Respekt vor den Hausherren, doch der unbändige Wille, dieses Spiel gewinnen zu wollen, zeugten von großer Entschlossenheit in den Zweikämpfen, ohne dass es aber hitzig wurde. Robust und fair behielt man die Oberhand im Mittelfeld und sorgte mit Kontern immer wieder für Nadelstiche. In der Zeit stach Nils Hoefener als bester Mann heraus, der fortan eine Zweikampfquote von nahezu 100% aufweisen konnte und mit seinen Pässen die eigenen Offensivbemühungen einleitete.

Nils Tönnies war es dann in der 78. Spielminute vergönnt, den Siegtreffer zum 5:3 zu erzielen, nachdem er über die linke Seite dank Zuspielen von Janick Pohle und Kevin Kurzweil in Szene gesetzt wurde. Damit krönte er seine beste Leistung aus der Hinrunde mit einem Doppelpack und verdiente sich den Titel des ‚Man of the Match‘, da er stets ein Unruheherd in der Gehrdener Defensive war und mit so einer feinen Technik geprägt ist, dass dem einen oder anderen Gegenspieler schwindelig wurde.

Ali Azimi erzielte dann nach einem starken Laufduell, wo Gehrdens Torwart Vinson und sein Abwehrspieler den Ball ins Toraus trudeln lassen wollten, aus ganz spitzem Winkel das 6:3. Schiedsrichter Stünkel wollte den Treffer aus welchen Gründen auch immer nicht anerkennen. Angeblich wäre der Ball schon hinter der Torauslinie gewesen, was doch ein wenig fragwürdig war, spitzelte Azimi den Ball mit der breiten Seite ins Tor. Aber sei’s drum. Schiedsrichter sind auch nur Menschen und er pfiff die Partie sehr ordentlich, zum Glück war es keine spielentscheidende Szene, sodass Gäste-Trainer völlig umsonst seine Stimmbänder überstrapazierte.

Zum Schluss durften auch noch Hanno Sellinger und Tobi Lauenstein mitwirken, ehe das Spiel abgepfiffen und die Wennigser 3. Herren mit unerwarteten 3 Punkten beschert wurden. Das Ergebnis zeigt einmal mehr, was es ausmacht, wenn man als geschlossene Einheit auf den Platz steht und sich frei von etwaigen Rückschlägen auf die eigenen Stärken besinnt. „Weiter, immer weiter“ sollte das Credo für das letzte Spiel vor der wohlverdienten Winterpause sein und die Jungs setzten gewünschte Anweisungen mit offenem Visier bestens um. Dementsprechend zufrieden war Trainer Wasner nach dem Spiel: „Ich war mir auch nach dem 0:2-Rückstand sicher, dass wir hier heute was holen können. Darum hab ich den Jungs in der Halbzeit Mut gemacht! Fortan gewannen wir die entscheidenden Zweikämpfe und man konnte heute hervorragend sehen, wie es aussieht, wenn sich eine Mannschaft in einen Rausch spielt. Ein geiles Erlebnis mit perfekten Ergebnis! Ich bin stolz auf die Jungs.“ Dem Lob konnte sich der verletzte Marco Trube nur anschließen: „Das war richtig geil anzusehen, das hat richtig Spaß gemacht. Die Jungs, die auf dem Platz standen, haben das perfekt gemacht.“ Und auch aus Wichtringhausen, dem Tabellenzweiten, gab es Lob von deren Trainer Lennart Wrobel: „Ihr geilen Typen! Wenn ihr mal hier in der Ecke seid, könnt ihr Euch ne Kiste abholen.“ Und ist die Viererkette jetzt ein Modell für die Zukunft? Man wird es sehen, auf jeden Fall wurde der Mut in diesem speziellen Fall belohnt…

So verabschiedet sich die 3. Herren mit dem 5. Sieg in Folge und dem zwischenzeitlichen vierten Tabellenplatz in die wohlverdiente Winterpause, wo die Jungs jetzt erst einmal die Füße hochlegen können, ehe es Ende Januar wieder los geht. Wir wünschen an dieser Stelle allen Zuschauern, Unterstützern, besseren Hälften und auch Konkurrenten eine besinnliche Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins neue Jahr! Wir sind dann erstmal raus… ;)

SV Gehrden III (U23) – TSV Wennisen III     3:5 (2:1)
ca. 70 Zuschauer
Es spielten: Tom Lutter, Sven Huppert, Nils Hoefener, Janick Pohle, Nils Pape, Kevin Kurzweil, Ronny Kreßmann, Domenik Hitzschke, Nils Tönnies, Felix Vogel, Steffen Imbke + Tobi Lauenstein, Hanno Sellinger, Jannik Petrich, Ali Azimi.
Tore: 1:0 Tim-Oliver Brunotte (18.), 2:0 David-Raphael Frucht (27.), 2:1 Nils Tönnies (44.), 2:2 Nils Hoefener (52.), 2:3 Steffen Imbke (57.), 2:4 Nils Pape (59.), 3:4 Eike Schröder (69., Foulelfmeter), 3:5 Nils Tönnies (78.)

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